23.12.2025 (Di) 06:43 Uhr Rote Hilfe e.V. - Pressemitteilung

Kontokündigung wegen Antifa: Banken vollstrecken US-Politik in Deutschland

Kontokündigung wegen Antifa: Banken vollstrecken US-Politik in Deutschland

Wenn Washington entscheidet, wer in Deutschland ein Konto bekommt: GLS-Bank und Sparkasse Göttingen kündigen der Roten Hilfe die Bankkonten, ohne sachlichen Grund. Die Kündigungen erfolgten kurz nach der US-Terrorlistung von „Antifa Ost“. Auch andere linke Organisationen sind von autoritären Durchgriffe per SWIFT mitten in Europa betroffen.

Innerhalb weniger Tage haben zwei Banken die Zusammenarbeit mit dem Verein Rote Hilfe e. V. beendet. Zunächst kündigte die Sparkasse Göttingen sämtliche Konten des Vereins, kurz darauf folgte die GLS Gemeinschaftsbank mit dem gleichen Schritt. Beide Institute – obwohl sie besondere gesellschaftliche Aufträge haben – wollen alle Konten der Roten Hilfe innerhalb von zwei Monaten auflösen. Die Sparkassen sind per Gesetz einem öffentlichen Versorgungsauftrag verpflichtet. Die GLS-Bank ist nicht nur ein sozial-ökologisch ausgerichtetes Bankinstitut, sie steht als Genossenschaftsbank in direkter Verantwortung gegenüber ihren Mitgliedern. Umso gravierender ist es in diesem Fall eine über viele Jahre bestehende Kundenbeziehung mit einem Genossenschaftsmitglied abrupt zu beenden.

Die Rote Hilfe ist eine seit über 100 Jahren bestehende bundesweit tätige, strömungsübergreifende linke Solidaritätsorganisation mit etwa 19.000 Mitgliedern. Sie unterstützt Menschen, die wegen ihres politischen Engagements von staatlicher Repression betroffen sind – durch Prozessbegleitung, Öffentlichkeitsarbeit und finanzielle Hilfe bei Repressionskosten.

Nach Einschätzung der Roten Hilfe stehen die zeitlich eng aufeinander folgenden Kündigungen in direktem Zusammenhang mit der Entscheidung der US-Regierung unter Donald Trump, die sogenannte „Antifa Ost“ als ausländische Terrororganisation zu listen. Diese Maßnahme hat keine Entsprechung im deutschen Recht und basiert auf einem einzelnen Strafverfahren mit äußerst fragwürdiger Beweislage. Die Bundesregierung hat die Einstufung nicht übernommen und mehrfach betont, dass von dem allein juristischen Konstrukt »Antifa Ost« keine erhebliche Gefährdung ausgehe. Dennoch entfaltet die US-Entscheidung faktisch globale Wirkung.

Banken, die mit Personen oder Organisationen aus US-Terrorlisten in Verbindung stehen, drohen Sanktionen bis hin zum Ausschluss aus dem internationalen Zahlungsnetzwerk SWIFT. Diese Infrastruktur gilt als technisch neutral und unterliegt EU-Recht, folgt aber aufgrund der Dominanz des US-Dollars in der Praxis außenpolitischen Vorgaben der USA. Dieser Druck trifft auch die deutsche Gesellschaft. Jetzt ist es eine deutsche linke Solidaritätsorganisation – und zwei Banken beugen sich ohne erkennbare rechtliche Notwendigkeit. Die Rote Hilfe prüft juristische Schritte, um gegen die Kündigungen vorzugehen.

Die Rote Hilfe bewertet diese Entwicklung als besorgniserregendes Zeichen dafür, dass autoritäre Politik zunehmend über technische und wirtschaftliche Infrastrukturen durchgesetzt wird. Dass sich eine genossenschaftlich organisierte Bank wie die GLS, die sich selbst soziale Verantwortung auf die Fahnen schreibt, diesem Mechanismus anschließt, linken Organisationen kündigt und die Opposition schwächt, wirft grundlegende Fragen zur Glaubwürdigkeit solcher Selbstverpflichtungen auf.

Obwohl keine juristische Grundlage für eine Gleichsetzung mit terroristischen Vereinigungen besteht, werden zivilgesellschaftliche Organisationen nicht vor den Folgen geschützt und können sich nur schwer wehren. Es entsteht ein rechtsfreier Raum, in dem politische Deutungen einer US-Regierung faktisch die deutsche Zivilgesellschaft treffen können. Die Rote Hilfe weist darauf hin, dass sich dieser Mechanismus nicht auf den eigenen Fall beschränkt. Bereits in der vergangenen Woche wurde die Kündigung der Konten der DKP sowie von Anarchist Black Cross durch die GLS-Bank öffentlich. Auch Gruppen der Klimagerechtigkeitsbewegung wurden die Bankkonten gekündigt. 

Hartmut Brückner vom Bundesvorstand der Roten Hilfe sagt dazu:

„Heute trifft es unseren Verein – doch wer steht morgen im Visier, wenn dieser Trend ungebremst weitergeht? Wenn die ultrarechte Agenda in den USA weiter an Einfluss gewinnt, könnten auch andere progressive Initiativen und marginalisierte Gruppen ins Fadenkreuz geraten. Man stelle sich vor, konservative Kräfte in den USA erklären etwa Schwangerenberatungsstellen oder queere Organisationen zu ›terroristischen‹ Feindbildern – würden unsere Banken dann ebenso bereitwillig deren Konten kündigen? Was absurd klingt, rückt leider in den Bereich des Möglichen, wenn wir diese Entwicklung nicht gemeinsam stoppen.“

Brückner weiter: »Wir rufen die progressiven Kräfte in diesem Land dazu auf, an unserer Seite zu stehen, um auch weiterhin für eine bessere Gesellschaft zu kämpfen, unabhängig von US-amerikanischer Einmischung und gegen die global agierende Rechte.«

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11.10.2023 (Mi) 22:00 Uhr Pressemitteilung

Gegen den Staatsbesuch der peruanischen Präsidentin am 13.10.2023 in Berlin

PDF: Pressemitteilung_FNMBerlin.pdf

Protestkundgebung: Freitag, 13.08.2023, 14:00 Uhr, vor Schloss Bellevue, Spreeweg 1, 10557 Berlín

PRESSEMITTEILUNG

Zur sofortigen Veröffentlichung

Kontakt: Kollektiv Fujimori Nunca Más -Berlin fujimorinuncamasberlin@gmail.com IG: @fujimorinuncamas.berlin FB: www.facebook.com/FNM.BERLIN X: @fnm_berlin

Demonstration gegen den Empfang und die Ehrung von Frau Dina Boluarte, Präsidentin von Peru, durch den Bundespräsidenten, Dr. Frank-Walter Steinmeier.

Berlin, 10.10.2023 – Das Berliner Kollektiv “Fujimori Nunca Más -Berlín” ruft zu einer Demonstration gegen den Empfang und die Ehrung der Präsidentin von Peru, Frau Dina Boluarte, durch den Bundespräsidenten, Dr. Frank-Walter Steinmeier auf. Aufgrund schwerwiegender Menschenrechtsverletzungen bei Protesten in Peru zwischen Dezember 2022 und März 2023, während ihrer Amtszeit, verurteilen wir den offiziellen Aufenthalt von Frau Dina Boluarte in Berlin.

Die durch Schusswaffen seitens der Streitkräfte und Polizei verursachten und bereits bestätigten 49 Todesfälle, einschließlich von Minderjährigen, werden von internationalen Menschenrechtsorganisationen offiziell als außergerichtliche Hinrichtungen eingestuft. Insbesondere der Bericht "Lethal Racism: extrajudicial executions and illegitimate use of force by Peruvian security forces" von Amnesty International kommt zu dem Schluss, dass die peruanischen Behörden "flächendeckende Angriffe gegen Demonstranten mit einem ausgeprägten rassistischen Motiv" durchgeführt haben.

Renommierte internationale Medien sowie staatliche und nichtstaatliche Menschenrechtsorganisationen wie das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte, Amnesty International, Human Rights Watch, die Organisation Amerikanischer Staaten OEA, The Guardian, Reuters, The New York Times, Die Zeit und andere haben die systematischen Verletzungen der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit durch die Regierung von Frau Dina Boluarte während dieser Proteste dokumentiert und ihre tiefe Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht.

Die Begrüßung der Präsidentin der Republik Peru, Frau Dina Boluarte, mit militärischen Ehren im Schloss Bellevue halten wir aus diesen Gründen für ein katastrophales Signal an die internationale Gemeinschaft und potentiell schädigend für das Ansehen des Amtes des Bundespräsidenten und der Bundesrepublik Deutschland, ein Land, das aufgrund seiner besonderen Geschichte für Demokratie und Menschenrechte in der Regel vehement eintritt.

Wir laden alle Medien an folgendem Datum dazu ein, uns dabei zu begleiten, während wir unsere Solidarität mit den Opfern bekunden und unseren Unmut angesichts des Staatsbesuchs von Dina Boluarte in Deutschland zum Ausdruck bringen.

Freitag, 13.08.2023, 14:00 Uhr, vor Schloss Bellevue, Spreeweg 1, 10557 Berlín.